„Immer wieder neu: Beziehung. Im Netz – Face-2-Face – mit KI“

Der Mensch wird am Du zum Ich
(Martin Buber, Werke I, Schriften zur Philosophie, S. 97).

Von Geburt an leben wir in Beziehung(en). Es geht gar nicht anders. Von da aus könnte man meinen, alles Wichtige über Beziehungen sei längst bekannt und gesagt. Doch die Gestaltung von Beziehung und Kontaktpflege verändert sich fortlaufend. Nicht nur gesellschaftlich haben sich die Rollen verschoben, auch die Alltagsmediatisierung verändert Beziehungsanbahnung und Beziehungsgestaltung fortlaufend.

Das Netz bietet hierfür vielfältige Möglichkeiten. Datingportale führen Menschen mit gleichen Interessen oder gleichen Sehnsüchten zusammen. Sogar Beziehungen zu Avataren oder Maschinen sind bereits möglich. (Bubers “Es?”) Neben ernst gemeinten Aktivitäten sind Nutzende auch mit Fakes, Stalkern und Betrug konfrontiert und die Erforschung der psychischen und gesundheitlichen Folgen (Bindung!) steht noch in den Anfängen.

(Online-)Beratung muss sich deshalb kontinuierlich mit neuen Beziehungsformen beschäftigen. Eins aber bleibt wohl: “Alles wirkliche Leben ist Begegnung” (Martin Buber, Werke I, Schriften zur Philosophie, S. 85)

Wenn Sie Lust haben, über die wechselvollen Formen von Beziehung und ihre Konsequenzen für die (Online-)Beratung zu diskutieren, freuen wir uns auf Ihre Anmeldung.

Für den Vorstand
Helmut Kreller

Freitag, den 28.3.2025

10:00 Uhr Einführung und Infoveranstaltung für Newbies in der Online-Beratung
Helmut Kreller, Heinz Thiery Anmeldung erforderlich

13:00 Uhr Anmeldung Stehkaffee & Sektempfang

14:00 Uhr Begrüßung durch die Vorbereitungsgruppe und den Vorsitzenden

14:30 Uhr Eröffnungsvortrag: Martin Bubers dialogisches Prinzip
Dr. Silvia Richter (Frankfurt a.M.)
Abstract: „Alles wirkliche Leben ist Begegnung.“, dieses berühmte Zitat aus „Ich und Du“ (1923) trifft den Kern des Denkens Martin Bubers (1878-1965), das von seinem Ansatz des dialogischen Prinzips tief geprägt ist. Ziel des Vortrages ist es, in Bubers dialogisches Prinzip einzuführen und dessen Bedeutungsreichtum in den unterschiedlichen Facetten seines Schaffens deutlich werden zu lassen, d.h. in Philosophie, Pädagogik, Chassidismus und Politik.
Der Vortrag gliedert sich in vier Teile: Zu Beginn soll zunächst kurz der biographische und werkgeschichtliche Kontext umrissen werden; davon ausgehend soll in Bubers Hauptwerk „Ich und Du“ eingeführt und anhand dessen die zentralen Thesen des dialogischen Prinzips vorgestellt werden. Dies soll dann anhand von Beispielen aus seinen weiteren Werken – u.a. „Zwiesprache“ (1929), „Chassidische Erzählungen“ (1949) sowie seine pädagogischen und politischen Schriften zur Lage in Israel/Palästina – ausgeführt und vertieft werden.
Abschließend soll die Relevanz des Denkens Bubers und seines dialogischen Prinzips für uns heute untersucht werden: Was kann uns Bubers Philosophie heute noch sagen und worin besteht ihr Wert für unsere Zeit, insbesondere im Hinblick auf die Herausforderungen von KI sowie der zunehmenden Digitalisierung.

16:00 Uhr Pause Kaffee & Kuchen

17:00 Uhr – 19:00 Uhr Workshops 1-5

WS 1: Das dialogische Prinzip in der Beratungsarbeit
Dr. Silvia Richter (Frankfurt a.M.)
Abstract: Anknüpfend an den Eröffnungsvortrag werden im Workshop einzelne Aussagen der Dialogphilosophie Martin Bubers (1878-1965) näher beleuchtet und auf ihre Relevanz für das Arbeitsfeld der Online-Beratung hin befragt.
Anhand von Textauszügen aus „Ich und Du“ (1923) und „Zwiesprache“ (1929) werden die zentralen philosophischen Grundlagen des dialogischen Prinzips vorgestellt und gemeinsam besprochen. Wesentliche Leitfragen werden dabei sein: Was versteht Buber jeweils unter „Begegnung“ und „Beziehung“ und wie differenziert er beide Begriffe? Welche Rolle spielt Sprache im dialogischen Prinzip und gibt es auch eine Bedeutung des Schweigens bzw. einer Kommunikation „ohne Worte“? Welche Grenzen sieht Buber für den Dialog an sich, d.h. gibt es Situationen in denen das dialogische Prinzip in der Praxis an seine Grenzen stößt?
Im Rahmen des Workshops werden Textauszüge aus den o.g. Schriften den TeilnehmerInnen zur Verfügung gestellt. Es wird ausreichend Raum für Fragen sowie zum gemeinsamen Austausch gegeben. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.

WS 2: Politics of Gender in der virtuellen Beziehungsgestaltung
Prof. Dr. Anna Kasten (Jena)
Abstract: Geschlecht ist eine politische Dimension der Beratung. Diese Dimension zeigt sich im Alltag der Ratsuchenden, wenn sie als Partner*in, Tochter, Sohn, Vater oder Kollegin adressiert werden. Die Beziehungsrollen, die die Ratsuchenden in ihrem Alltag übernehmen, sind vergeschlechtlicht und mit Zuschreibungen, Erwartungen und Hoffnungen verbunden. Diese Dimension findet sich ebenfalls in der Beziehung zwischen Online-Beratenden und Ratsuchenden wieder. Sie drückt sich aus in der Art und Weise, wie die Online-Beratenden gelesen werden, als Berater oder Berater*in. Der Begriff Politics of Gender umschreibt Vorstellungen von Geschlecht auf der symbolischen, gesellschaftlichen, politischen und strukturellen Ebene. Die virtuelle Beziehungsgestaltung ereignet sich nicht unabhängig von diesen Ebenen. Im Workshop wird der Raum für folgende Fragen eröffnet: Wie gehen die Online-Berater*innen mit den eigenen und ihnen zugeschriebenen vergeschlechtlichten Anforderungen, Zuständigkeiten und Erwartungen um? Welche professionellen Antworten haben die Online-Berater*innen darauf?

WS 3: „Kann KI Beziehung?“
Prof. Dr. Harald Geissler (Hamburg ) Hartmut Davin (Berlin)
Abstract: Im ersten Teil des WS „Kann KI Beziehung?“ stellt Prof. H. Geißler sieben idealtypisch rekonstruierte Settings für die Nutzung von KI in Coaching und Beratung dar. Ein besonderer Fokus wird dabei auf Möglichkeiten des triadischen KI-Coachings liegen. Das Potential der triadischen Struktur dient in einem zweiten Teil des WS als Ausgangspunkt für eine von H. Davin moderierte Reflexion, die u. a. die Last der Verantwortung dyadischer Settings bewusst macht. Im Fazit wird damit erhellt, dass KI Funktionen von Co-Coaching einbringt und immer ihre Grenze an gelebter Beziehung findet.

WS 4: (Cyber)Stalking – eine vergiftete Beziehung
Beate Köhler (Berlin)
Abstract: In unserer täglichen Praxis beobachten wir immer wieder, dass Kontrolle, vor allem durch Einsatz digitaler Kommunikationsmedien in Beziehungen, oftmals als ganz normal empfunden wird. Aber ist es wichtig, jederzeit den Aufenthaltsort mit meinem Partnerin* zu teilen, die Wege und die Handlungen einer anderen Person immer genau zu kennen? Oder grenzt das schon an Stalking? Im Workshop wollen wir uns gemeinsam anschauen, was (Cyber) Stalking ist und wo es beginnt. Wir wollen Fragen: Was genau ist Cyberstalking? Wer sind die Betroffenen? Was macht es aus und was macht es mit den Betroffenen? Darüber hinaus soll es Raum geben für die Fragen der Teilnehmenden.

WS 5: Befreite Liebe? Heutige Beziehungsmodelle in der Beratung: romantisch-erotisch-langjährig
Andrea Lafos (Köln)
Abstract: So wie der Mensch selbst, sind auch Beziehungsmodelle immer im Wandel. Immer neue Beziehungsmodelle kamen hinzu. Was bleibt, sind fluide Bedürfnisse nach Nähe und zugleich nach Autonomie.  Mit der Öffnung hin zu anderen Beziehungsmodellen steigt sowohl der gesellschaftliche als auch der persönliche Erwartungsdruck. In diesem Workshop werden bestehende Beziehungsmodelle (romantisch, erotisch, langjährig) definiert und wir fragen: Was können Menschen, die in monogamen Beziehungen leben, von Menschen in polyamoren, polysexuellen, asexuellen oder offenen Beziehungen lernen – und umgekehrt. Und wie wirkt sich dies auf die (Online-)Paarberatung aus?

ABENDPROGRAMM
28.03.25 ab 19:30 Uhr
Buffet im Tagungshaus mit Live-Musik. Alle Teilnehmer:innen sind herzlich eingeladen. Wir freuen uns auf Ihre Anmeldung.

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Samstag, den 29.3.2025

8:30 Uhr Ankommen & Kaffee

9:00-11:00 Uhr

Workshops 1-5 Wiederholung vom Vortag

11:30 Uhr Schlussvortrag: Beziehungen im Zeitalter digitaler Medien / Dating
Prof. Dr. Wera Aretz (Idstein)

13:00 Uhr Evaluation & Verabschiedung

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14:30 – 16:00 Uhr Mitgliederversammlung
Wir bitten alle Mitglieder, sich diesen Termin vorzumerken

Online-Anmeldung

Tagungshaus

Haus der Leibniz-Gemeinschaft
Chausseestr. 111/Ecke Invalidenstr.
10115 Berlin, Nähe Berlin Hauptbahnhof

Übernachtung
Rund um den Tagungsort gibt es Hotels in
allen Preisklassen. Bitte informieren Sie
sich über die einschlägigen Portale.

Unsere Veranstaltungsbedingungen finden Sie hier!