– Wegen der pandemiebedingten Restriktionen musste die Jahrestagung 2020 abgesagt werden –

Die Jahrestagung 2020 stand unter dem Titel

„Online-Beratung ist die Zukunft. Was ist die Zukunft der Online-Beratung?
Ein verstörender/aufregender Ausflug in die Welt von Robotiks, Algorythmen, künstlicher Intelligenz und Brain Hacking.“

Verstörend kann der Ausflug in die Welt der Robotik und der „intelligenten“ Algorithmen sein, weil Technik erfolgreich immer mehr Bereiche erobert, die der menschlichen Aktivität reserviert waren. So glauben viele Angehörige der psychosozialen und therapeutischen Profession, sie seien vor den Auswirkungen der „Digitalisierung“ geschützt, weil das beratende Gespräch und therapeutische Einwirken eine exklusiv menschliche Domäne sei. Das spezifisch Menschliche erscheint im Lichte der aktuellen Entwicklung allerdings deutlich überschätzt und könnte sich am Ende als Mythos herausstellen. Nicht zuletzt deshalb, weil die Soziale Arbeit ein überholtes Kommunikationsmodell zugrunde legt.

Mit einer grundlegend veränderten, technisierten Kommunikation verändert sich auf das Miteinander in einer Gesellschaft, als Folge einer veränderten Kommunikationskultur. Nicht nur, weil Beratung und Therapie auf die Anpassungsprobleme der Menschen an Veränderungen reagieren und passende Antworten parat haben muss ist das Thema von Interesse, sondern auch, weil eine veränderte Kommunikationskultur eingeübte Kommunikationsmethoden obsolet werden lassen bzw. die Zielgruppe nicht mehr erreichen, weil sie als „überholt“ erscheinen.

 

Folgende Vorträge waren geplant:

Prof Dr. Dirk Baecker: „Auf dem Weg in die postdigitale Gesellschaft.“
Digitalisierung war gestern. Die postdigitale Gesellschaft ist das Schlagwort der Stunde. Und tatsächlich geht es schon längst nicht mehr um die Einführung des Computers, seiner Programme, Netzwerke und Algorithmen in die Gesellschaft, sondern umgekehrt um die Einbettung gesellschaftlicher Prozesse und menschlicher Erwartungen in die von elektronischen Medien, digitalen Apparaten und neuen Plattformen gebotenen Möglichkeiten. Es geht um das Design analoger Schnittstellen zu den Medien künstlicher Intelligenz. Für die Online-Beratung bedeutet das, dass hinter jeder Beratungsleistung beides spürbar sein muss, die künstliche Intelligenz der Berechnung großer Datenmengen und die menschliche Intelligenz der klugen Auswahl und sinnvollen Zwecke. Wie bekommt man diese beiden Anforderungen unter einen Hut?

Prof. Dr. Dirk Baecker hat den Lehrstuhl für Kulturtheorie und Management an der Universität Witten/Herdecke inne. Zuletzt erschienen seine Bücher 4.0 oder Die Lücke die der Rechner lässt (Merve Verlag, 2018) und Intelligenz, künstlich und komplex (Merve Verlag, 2019)

 

Prof. Dr, Martin Korte: „Gehirne im digitalen Wandel. Anmerkungen eines Hirnforschers.“
Memozettel, Aufgabenchecklisten oder der berühmte Knoten im Taschentuch: Wir helfen unserem Gedächtnis mit vielen unterschiedlichen Mitteln auf die Sprünge. Denn jeder Mensch lernt anders, merkt und erinnert sich anders bzw. speichert die Informationen in seinem Gedächtnis anders ab. Wie wird aber aus Information Wissen und aus Wissen Bildung und wie leiten sich daraus mögliche Änderungen unserer Gewohnheiten und Handlungen ab? Gedächtnisprozesse im Gehirn verändern die Verschaltungen des gesamten Gehirns und damit auch die Art und Weise mit der wir die Welt sehen – es gibt im Gehirn keine separate Festplatte, die die Informationen speichert. Wie verändert sich Lernen, wenn anstelle von Menschen Telemedien zum Einsatz kommen? Kann die künstliche Intelligenz Lern- und Verhaltensprozesse effektiver nachhaltiger beeinflussen als die von fehleranfälligen Menschen durchgeführten Therapieprogramme? Was bedeutet der Einsatz von Computer-Hirn-Schnittstellen und der Möglichkeiten des so genannten Brainhackings für die Beratung (= helfende Kommunikation und lehrende/lernende Einwirkung auf ein ratsuchendes Gegenüber)?

Prof. Dr. Marin Korte isst Professor für zelluläre Neurobiologie an der TU Braunschweig und Direktor der Zoologischen Instituts und war 2010 – 2012 Vizepräsident der TU Braunschweig. Martin Korte erforscht zelluläre Grundlagen von Lernen und Gedächtnis, ebenso wie die Vorgänge des Vergessens. Er ist einer der meistzitierten deutschen zellulären Neurobiologen.

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Folgende Workshops waren geplant

WS 1: Humor in der Online-Beratung (Christiane Bornemann, Berlin/DGOB)
WS 2: Wie gelingt Onlineberatung bei Suchterkrankungen? (Verena Küpperbusch, Bielefeld/Landeskoordinierungsstelle Glücksspielsucht)
WS 3:
Cyber-Stalking: Beratungsmöglichkeiten und technische Abwehrmöglichkeiten (Leena Simon, Berlin/Anti-Stalking-Projekt)
WS 4: Datenschutz reloaded: Cookies, IP-Adressen, datenschutzkonforme Website (Heinz Thiery, Dudenhofen/DGOB).