Eine Masterarbeit beschäftigt sich mit dem Thema „blended coaching“ und versucht aufzuzeigen, „wie sich dieses klassische Coaching mit neuen Techniken des E-Coaching verbinden und auf eine große Belegschaft ausdehnen lässt, um Burnout-Fälle zu verhindern.“ (Quelle: http://hasselwander.tumblr.com/tagged/Blended-Coaching). Wer sich für die Arbeit interessiert, findet das Buch zum Download hier: http://www.grin.com/de/e-book/339760/.

Die so genannte „Blended-Strategie“ mischt Präsenz- und Onlineberatungsphasen. Für die Befürworter ist dieses Vorgehen eine Möglichkeit, das beraterisch-methodische Vorgehen um die jeweils andere (= fehlende?) Option zu erweitern (auch im Sinne von „modernisieren“), um durch diesen „Kniff“ den Anschluss an die sich vollziehende Telematisierung der Kommunikation nicht zu verpassen. Kritisch gewendet stellt sich die Frage, wem das Angebot tatsächlich nutzt? Unterstellt man auf Seiten der Ratsuchenden eine rationale Medienwahl, bedeutet dies eine bewusste Entscheidung für die Präsenzberatung (unter Ausschluss der Online-Beratung) oder eine bewusste Entscheidung für die Online-Beratung (unter Ausschluss der Präsenzberatung). Leider fehlen evidenz-basierte Studien zu den Motiven der Ratsuchenden, die belegen, welches die wesentlichen Motive sind, die zu der einen oder der anderen Entscheidung führen.

Eine Vermischung der  beiden Darbietungsformen (online versus offline) ist gleichbedeutend mit einem Medienbruch: Ratsuchenden und Fachkräften wird mit dem (permanenten) Wechsel des Settings (offline versus online) auch der Wechsel der raum-zeitlichen Bedingungen (Nähe versus Distanz) und des Kommunikationsmediums (gesprochene Sprache versus Schrift) zugemutet. Unterstellt man, dass sich jede der hier aufgezählten Kommunikationsweisen durch spezifische, aber unterschiedliche Konsistenzbedingungen auszeichnet, stellt sich die Frage, ob beide Seiten mit den Medienbrüchen umzugehen vermögen und negative Auswirkungen auf die zu führende „hilfreiche“ Kommunikation abgewendet werden kann. Zumindest steigt der meta-kommunikative „Ballast“ deutlich an, weil (kostbare) Zeit verbraucht wird, die Art und Weise des Austausches und der Beziehungsgestaltung immer wieder von Neuem an das jeweils gewählte Setting anzupassen. Insbesondere die schriftgestützte Beratung zeichnet sich durch eine permanent mitlaufende Metakommunikation aus, die mit jedem Wechsel aus der face-to-face-Situation neu „gestartet“ werden muss (im Sinne von „re-aktualisiert“). Weshalb kommerzielle Onlinekommunikation (wie sie von Firmen mit Kunden geführt wird) Medienbrüche jeglicher Art vermeidet. Ob die für diesen Bereich vorliegenden Erkenntnisse auf den Beratungsbereich übertragbar sind, wäre ein lohnendes Thema für eine künftige Masterthese oder einer wissenschaftlichen Begleitforschung.