„Schreiben statt Schweigen“ lautet das Motto der Online-Jugendberatung der Stiftung Hospizdienst Oldenburg. „Wir möchten dich bei Situationen unterstützen, in denen du nicht weiter weißt oder niemanden sonst hast. Unser Angebot richtet sich an Jugendlichen und junge Erwachsene, die sich in Krisen befinden, die durch Trauer- oder Sterbeerfahrungen ausgelöst wurden. Vielleicht bist du auch selbst lebensbedrohlich erkrankt und es fällt dir in deinem Umfeld schwer, darüber zu reden. Unsere ehrenamtlichen Peer-Begleiter*innen sind speziell für diese Situationen geschult.“ (Quelle: Trauerberatung für Jugendliche).

So begrüßenswert das Angebot ist, in Fachkreisen nach wie vor umstritten ist der Einsatz von Peers für solche Anliegen, die auch ausgebildete Fachkräfte herausfordern und zu psychischen Probleme führen können. Den Einsatz von Peers begründen die Verantwortlichen wie folgt: „Übersetzt aus dem Englischen bedeutet „peer“ gleichaltrig oder auch kollegial. Die ehrenamtlichen Mitglieder unseres Teams sind also alle in etwa so alt wie du. Das bedeutet, dass sie dir auf Augenhöhe begegnen und besonders gut dazu in der Lage sind, deinen Alltag und deine Herausforderungen nachzuvollziehen.“

Unterstellt wird, dass die Zugehörigkeit zur gleichen Altersgruppe das strukturelle Gefälle zwischen Hilfesuchen auf der einen, und Ratgebenden auf der anderen Seite aufhebt, zumindest aber einebnet. Wenn zwischen beiden Seiten unterschieden werden soll, es somit die Unterscheidung in Hilfesuchende und Ratgebende braucht, dann ist diese Differenz eine strukturelle Voraussetzung für das, was Beratung heißt und das Beratungshandeln kennzeichnet.

Kritisch zu beurteilen ist die Aussage, dass Peers besonders gut in der Lage seien, den Alltag der Gleichaltrigen besonders gut zu verstehen und die Herausforderungen der Altersgruppe nachzuvollziehen. Das biologische Alter sagt nichts über die Fähigkeiten aus, psychische Vorgänge zutreffend zu analysieren und vermittels einer spezifischen (nämlich „beratenden“) Kommunikation auf das Gegenüber „einzuwirken“.

Es wird weiterer Diskussionen über die Vor- und Nachteile der Peerberatung bedürfen, um fachliche Empfehlungen  formulieren zu können, wo der Einsatz von Pees in der Beratung hilfreich ist und wo die Grenzen dafür liegen.