„Mails können archiviert und Jahre später wieder hervorgekramt werden. Sie können ausgedruckt und an riesige Verteiler weitergeleitet werden. Und sie können immer und immer wieder gelesen werden. Das geschriebene Wort hat eine ganz andere Relevanz als das gesprochene Wort. Und das scheint den meisten Berufstätigen sehr bewusst zu sein. Denn einer Untersuchung der Stanford University zufolge sind Mitarbeiter in kaum einem Kommunikationsmittel so ehrlich wie in E-Mails.“

Mit diesen Worten beginnt ein Artikel in der Zeit (http://www.zeit.de/karriere/2016-12/e-mail-verkehr-kommunikation-unternehmen-mitarbeiter-ehrlichkeit), der belegt, dass schriftliche Kommunikation mit Bedacht erfolgt. Besonders dann, wenn der Kontext bedachtsame Kommunikation ratsam erscheinen lässt oder – wie im Falle psychosozialer Beratung – Voraussetzung für eine hinreichende Hilfe darstellt.

Und wie sieht es mit telefonischer Kommunikation aus: „Dem Kommunikationsforscher zufolge wird besonders am Telefon sehr häufig gelogen. Denn das gesprochene Wort kann schnell wieder zurückgenommen werden. Außerdem sieht man sein Gegenüber nicht und ist der nonverbalen Kommunikation beraubt. Das macht es einfacher, die Unwahrheit zu behaupten.“
Das sind eigentlich widersprüchliche Ergebnisse zu vergleichbaren kommunikativen Bedingungen: das Gegenüber ist unsichtbar, man selbst bleibt es auch und verräterische paraverbale Kommunikation wird durch das Telefon nicht übermittelt.
Aber: Schrift ist ein bleibendes Kommunikationsmittel. Wird das schriftlich Mitgeteilte nicht vernichtet, hat es bestand. Wird es vernichtet, ist der Inhalt nur noch aus der Erinnerung rekonstruierbar und unterliegt den gleichen Unsicherheiten wie das gesprochen und flüchtige Wort: die Genauigkeit der Erinnerung kann bestritten werden, die Beweisführung schwierig bis unmöglich.

Bereits Hegel hat 1820 in seinen rechtsphilosophischen Überlegungen formuliert: „wer schreibt, der bleibt“. Das gilt nicht nur in betrieblichen und behördlichen Zusammenhängen.